Ab ins Kloster? Zeit für dich, Zeit für Gott... (Foto: RossHelen/ Shutterstock)

Anleitung zum (Un)glücklichsein: 3 Dont’s und Do’s

in Ansprachen von

Glücklich sein statt nörgeln, auch mal spontan sein statt immer perfekt sein zu müssen, einfach mal ICH sein und das Göttliche in mir entdecken. 3 Do’s und Dont’s zum (Un)glücklichsein…

Ich erzähle uns eine Wasser-Geschichte aus dem Johannes-Evangelium (Joh 2,1-11) – in einer Übertragung der Basisbibel: es ist das erste Zeichen Jesu’. Jesus und seine Jünger sind zu einer Hochzeitsfeier in einem der Nachbardörfer eingeladen, in Galiläa, mitten auf dem Land. Während des Festes geht dem Gastgeber der Wein aus. So was blödes!

Sagt die Mutter von Jesus zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus antwortet: »Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Doch seine Mutter sagte zu den Dienern: »Tut alles, was er euch sagt!« Da stehen sechs große Wasserkrüge aus Stein. Die Juden benötigten sie, um sich zu reinigen – zusammen etwa 700 Liter.

Jesus sagt zu den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser.« Die füllen sie bis zum Rand. Dann sagt er zu ihnen: »Schöpft jetzt etwas heraus und bringt es dem Festmeister.« Sie bringen es ihm. Als der Festmeister einen Schluck davon trinkt, ist das Wasser bereits zu Wein geworden. Der Festmeister weiß nicht, woher der Wein kommt. Aber die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wissen Bescheid.

Ruft der Festmeister den Bräutigam zu sich und sagt zu ihm: »Jeder andere schenkt zuerst den guten Wein aus. Und wenn die Gäste dann angetrunken sind, folgt der weniger gute. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.«

Wasser zu Wein, Wein zu Wasser

Beginnen wir die Geschichte mal anders herum, sie ist ja bekannt. Wasser zu Wein! Am Bodensee haben wir jede Menge von gutem Weißwein. Wein ist ein Symbol, ein Bild das noch für etwas anderes steht. Es geht um uns, unser Verhalten, das tägliche Miteinander.

Angenommen wir haben jede Menge Wein im Keller, ob rot oder weiß – in Kana waren es immerhin mehrere hundert Liter und sicherlich ebenso viele Gäste. Lassen wir diesen kostbaren Wein zu Essig verkommen, bestenfalls Wasser?

3 Dont’s, 3 Do’s

Ob Wasser in Wein oder Wein zu Wasser, Wunder der Wandlung geschehen immer wieder. Wir müssen nur genau(er) hinschauen. Dazu drei Beispiele, 3 Dont’s wie wir diese wundersame Wandlung im Alltag auf gar keinen Fall erleben können. Und 3 Anregungen, wie wir Wein genießen statt verwässern…

Alles eine Frage der Perspektive

Erstens ist da unser Nörgeln, in dem das Glas meistens halb leer statt voll ist. 1000 Gründe um unglücklich zu sein. Das Wetter? Zu heiß, zu schwül. Die Fahrt ins Büro? Den Bus verpasst. Und so weiter…

Wie wäre es damit, darauf zu schauen: auf all die vielen, unzähligen Momente in denen wir glücklich sind mit dem was Gott uns gerade gibt. Wo wir den Eindruck haben: es läuft! Der Bräutigam in der Geschichte, er war mit den Leuten. Und ich bin mir sicher, er hatte einen guten Lauf… 😉

Perfektion vs. Spontanität

Zweitens ist da unsere Planung, nichts soll dem Zufall überlassen sein, alles soll super sein, möglichst perfekt – so wie eine Hochzeit laufen soll, fernsehreif! Wir planen viel und gut, sogar sehr gut – am liebsten zwei Jahre im Voraus. Und manchmal kommt es anders als wir denken. Oooops! Schnell regen wir uns in solchen Momenten auf, lassen uns ähnlich wie Maria in der Geschichte verunsichern.

Wie wäre es damit, mal spontan zu sein, mit den Gästen zu sein anstatt sich abzumühen besonders perfekt zu sein. Jesus hat es vorgemacht, ebenso der Gastgeber – darum geht’s doch, mit den Leuten zu sein, zu fragen wie es Ihnen geht – Spontanität ersetzt keine Planung, aber wir dienen ihr nicht – die Planung dient uns, Freiräume zu entdecken und zu nutzen…

Haben vs. Sein

Drittens ist da unser Klammern am Besitz, unser abhängig machen an Äußerlichkeiten, der Show, der Wahl des Weins, dem Jahrgang oder etwas anderem das uns wichtig erscheint und teuer ist.

Wie wäre es damit, ein bisschen davon abzugeben und zu teilen so wie es die Apostel früher gemacht haben. Von Herzen geben, weil wir in Christus sind. Und in ihm und durch ihn alles andere zu sehen. Vor allem zu sein und weniger zu klammern!

Wunder geschehen

Wein zu Wasser, Wasser zu Wein. Wunder geschehen, ich muss nur (genauer) hinschauen, hinhören und Gott auch etwas zutrauen. Dann erlebe ich Neues – lasse mich füllen, erfüllen vom Wesen Gottes. Denn: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Siehe, das Alte ist vergangen, es ist alles neu geworden.“

So hat Paulus das ganze Evangelium in einem Vers zusammengefasst, einer Art Formel für das Christsein (2. Korinther 5,17). Lassen wir uns verwandeln – in Christus, das Alte vergeht, Neues entsteht. Also, auf geht’s!

  • Fröhlich sein statt nörgeln
  • auch mal spontan sein statt immer perfekt sein zu müssen
  • einfach mal ICH sein und das Göttliche in mir, den Christus entdecken

Wo uns das gelingt, liebe Gemeinde, da beginnt die Freiheit so zu sein wie wir von Gott gemeint sind, da entsteht Frieden und Freude unter uns, in uns – Gott ist groß, wir sind es durch ihn und mit ihm, ein neues, unvergängliches Wesen. Amen.

Gehalten am 31.7.2016 auf dem Kirchenschiff auf dem Bodensee

Artikelbild: RossHelen/ Shutterstock

Ich bin Jan Otte. Und möchte Menschen Mut machen. Das versuche ich mit Worten und Taten, mit meiner Schreibmaschine und dem Mikrofon, mit diesem Blog und Podcast. Und auf anderen Bühnen des Glaubens...

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