Gemeinsames Essen am runden Tisch, so läufts! (Foto: g-stockstudio/ Shutterstock)

Shareconomy: Teilen, das neue Besitzen. Glaub‘ dran!

in Predigten von

Sie lebten in einer riesigen WG, lebten die Shareconomy. Denn Teilen ist das neue Besitzen! Und sie taten noch etwas. Aus heutiger Sicht klingt das vielleicht komisch – sie haben es einfach gemacht…

Sie haben miteinander gelebt und gebetet, täglich! Trotz aller Risiken und Nebenwirkungen, die so ein Lebensstil vielleicht haben kann. So oder so ähnlich sah es aus, das Leben der allerersten Christen. Eine Gemeinschaft von Leuten, wo niemand zu viel hatte und niemand zu wenig. Sie teilten einfach alles! Denn wer weiß, vielleicht kommt Jesus ja heute Nacht wieder… Das erwarteten die Apostel und die Menschen die sich mit ihnen umgeben haben.

Sie haben fest damit gerechnet, dass Jesus bald wiederkommt. Und so lebten sie jeden Tag so als wäre es ihr letzter, bewusst und achtsam. Sie hatten so gesehen nichts zu verlieren und dabei doch jede Menge, dass viele gerne haben wollen…

Nichts zu verlieren?

Diese Urchristen hatten genug zum Leben, weil sie alles was sie hatten miteinander teilten – so hatten sie es schon mit Jesus gemacht, dem Messias, dem Befreier. Von ihm hatten sie es gelernt, ob arm oder reich – im Geist waren sie alle gleich: bescheiden.

Sie haben sich selbst nicht in den Mittelpunkt gestellt sondern haben Gott vertraut, dass er es wohl machen wird. Das gute Miteinander, die Gemeinschaft und nicht zuletzt der Geist Gottes – all das war ihnen viel wichtiger als irgendwelche Statussymbole die morgen schon wieder out sind. Morgen? Ach, was rede ich da. Eigentlich schon heute…

Eigentlich ging’s den Leuten damals gar nicht so viel anders als heute. Die Schere zwischen Arm und Reich, sie ist so groß wie nie. Die Rente, sie war niemals sicher. Und die besonders kluge Geldanlage gegen den sozialen Abstieg, auch sie bietet keinen wirklichen Schutz im Anbetracht der Ewigkeit. Vielleicht waren den ersten Christen solche Sorgen völlig unbekannt…

Sie denken, früher war alles besser? Möglich. Möglicherweise ist die Geschichte, die wir eben von den Aposteln gehört haben eine Utopie, eine Illusion, eine Traumwelt – zu schön um wahr zu sein. Wünschen Sie es sich denn, Teil so einer festen Gemeinschaft zu sein, mit Menschen zusammen zu sein die wirklich alles teilen?

Früher war alles… wie war’s denn?

Dass muss ja nicht gleich die volle Gütergemeinschaft bedeuten. Die würde bald an ihre Grenzen kommen, sobald sich zwei oder drei Familien zusammentun. Unsere Möglichkeiten, sich finanziell einzubringen sind verschieden.

Und unsere Prioritäten, was wir meinen alles zum Leben zu brauchen und dafür auszugeben, die sind erst recht unterschiedlich. So schön ich die Idee dieser Ur-Kommune  finde: auf Dauer haben bisher nur wenige solcher Bünde überlebt. Ich denke da an einige Kibbuze, die ich in Israel besucht habe. Und an Klosterähnliche Gemeinschaften – auf Zeit, ich mag so was. Und gleichzeitig ist es schwierig…

Fail fast forward„, so nennen es junge Gründer, die etwas Neues wagen das in dieser Form so vor ihnen noch keiner probiert hat. Scheitern – und zwar schnell. Und dann weiter… Ein Blick in die Wirtschaft, ins Silicon Valley zeigt, wie so etwas gehen kann. Auch außerhalb der Kirche gibt es Weltverbesserer, sogenannte Social Entrepreneurs.

Scheitern, aber schnell! Und dann weiter…

Das sind Menschen, die nicht bloß irgendwie Geld verdienen wollen sondern gleichzeitig die Welt ein bisschen besser machen, es zumindest vorhaben, mit dem Guten Geld zu verdienen statt es erst später wieder gut zu machen, durch Spenden: Umweltschutz und Menschenrechte. Themen gibt es genug, unsere Umwelt zu verbessern. Nur wo fangen wir am besten an?

Vielleicht mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, einer Spekulations-Bremse auf Immobilien, der Subvention von Mehrgenerationen-Projekten oder etwas anderem. Klar ist: wir können ganz anders miteinander leben als wir das heute schon tun, sozialer und umweltbewusster…

Zu sagen, da kann ich eh nichts dran ändern, da kann man sowieso nichts machen, diese Sicht ist das eine. Zu schauen, was ich tun kann das ganz andere. So will ich lieber die Vorteile genialer Ideen sehen und auch umsetzen anstatt die Lasten der Bedenkenträger zu teilen. Personalentwickler nennen diese Haltung so: „can-do-Attitude„. Haben Sie die schon? Einfach mal machen und in der Familie, im Freundeskreis ausprobieren. Es kann ja auch eine Variante davon sein. Im Kleinen fängt schließlich alles an.

Can-do-Attitude, bist du dabei?

Was can-do-Typen auszeichnet und im Grunde so erfolgreich macht ist: sie probieren aus. Sie verheddern sich nicht in allen möglichen Theorien. Sie glauben an den Erfolg ihres Projekts und das auf unterschiedlichen Ebenen. „Yes, we can!“ – diesen Slogan prägte der erste, farbige Präsident der USA. Bald geht seine Amtszeit zu Ende, angestoßen hat er viele guten Ideen.

Und doch sind viele unzufrieden mit ihm, enttäuscht von seiner Vision. Wen wundert’s? Motzen geht bekanntlich immer, natürlich – doch selber machen, das ist die wahre Kunst. Einer von Obamas Vorgängern, JFK prägte den Satz: „Frage nicht erst danach, was dein Land für dich tun kann, sondern frage danach, was DU für dein Land tun kannst“.

„Frage nicht erst danach, was dein Land für dich tun kann, sondern frage danach, was DU für dein Land tun kannst“

Was in der Wirtschaft und Politik im Großen und Ganzen funktioniert, davon können wir auch als Christen profitieren, in unserem Alltag, unserem Leben – can do! Yes we can. Menschen gehen erste Schritte aufeinander zu, gehen neue Wege miteinander.

Alles eine Frage der Haltung

Das klingt so banal und einfach. Ist es auch! Und gleichzeitig innovativ und super-sozial. Ich finde, wir können von den Aposteln jede Menge lernen, auch heute. Nicht nur das Teilen. Auch ihre Haltung, wie sie miteinander durchs Leben gegangen sind.

Denn: das Leben findet heute statt! Gestern? Längst vorbei! Morgen? Kommt noch, aber wir können ja schon mal drüber nachdenken. Diese Urchristen, sie strahlten etwas aus – von innen nach außen, was die Welt in der wir hier und heute leben so dringend braucht. Im Grunde ist ein einziges Wort, es ist eigentlich ganz einfach. Es ist die zuFRIEDENheit! Der Schlüssel zu innerem Frieden, die Christen haben ihn schon damals gefunden. Zufriedenheit in dem, was Gott ihnen gerade gibt – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Schauen Sie sich das Bild an, das Bild auf Ihrem Liedblatt. Schwarz, weiß und grau. Da steht es dick drauf: PEACE, FRIEDEN. Was sehen sie noch, wer hält das Schild hoch? Einen Jungen, vielleicht ein Mädchen? Jung oder eher älter? Farbig oder weiße Hautfarbe?

zuFRIEDEN: Peace, Bro!

Darauf kommt es nicht an, es geht hier ja um etwas Inneres, welches dann, erst dann äußerlich sichtbar wird. Wenn ich heute diese tiefe Zufriedenheit in mir spüre, dann geht’s mir gut. Vielleicht nicht immer, manchmal ist das Leben ganz schön kompliziert. Aber immer öfter wenn ich diesen Blick suche, den Blick nach innen, zu schauen auf das was mich trägt, auch dann hält, wenn’s mir äußerlich mal dreckig geht.

Dann schaue ich nicht so sehr auf andere, vergleiche mich weniger mit denen die es vermeintlich besser haben. Ich schaue in mich hinein und damit gleichzeitig auf den der mich geschaffen hat, der mich liebt so wie ich bin: Jesus Christus. Wir alle tragen göttliche Spuren von ihm in uns, seinem Wesen. Er lebt in uns weiter. Jesus lebt… und liebt! Dich und mich, alle die wir hier versammelt sind.

Auf diesem Weg nach innen werde ich frei, in dem ich nicht mehr dieses oder jenes brauche um dann, ja dann endlich glücklich zu sein. Dafür brauche ich keinen Guru, auch keinen Pfarrer. Diese tiefe Zufriedenheit, dieser Frieden, diese Freiheit – sie kommt direkt von Gott!

Es lebe die Freiheit!

Zur Freiheit sind wir befreit, zur Freiheit in Christus – so schreibt es der Apostel Paulus in einem Brief an die Gemeinden (Gal 5,13). Frieden schafft Freiheit, Freiheit zu denken, meine Gefühle auszudrücken und danach zu handeln, ohne dabei nur im Rahmen des Menschen-Möglichen bleiben zu müssen. Oh’ mein Gott, er kann alles! My God can do anything, so heißt es in einem Gospel.

Gott kann wirklich alles tun? Aber warum… wenn… dann… Ich sehe, Sie zweifeln. Die Gospelsänger die uns damals wie heute diese Lebensphilosophie nahebringen, meinten noch etwas anderes. Gospel nimmt alle möglichen und unmöglichen Stimmungen  auf, das traurige in der Welt in der wir leben, die so ist wie sie nun einmal ist genau so wie das fröhliche, die unzähligen Minuten wo wir glücklich sind, eigentlich – wir uns ab und zu nur dran erinnern müssen.

Da ist Musik drin…

Wer singt, betet doppelt. Ich sage Gott: Danke! Genauso aber auch: Bitte! So lebe ich mit Gott in guten wie in schlechten Zeiten. So vertraue ich auf Gottes Geist, die Kraft die mich stärkt. Mit der ich zufriedener durchs Leben gehen will, begeistert von Gott und den Menschen die er unbeschreiblich liebt. Das will ich auch tun, es so machen wie Jesus es getan hat – what would Jesus do?

Da werde ich froh über Momente wo ich anderen helfen kann und natürlich umso dankbarer wo mir überall schon geholfen wurde. Schauen wir auf Gott, auf ihn allein! Kommen wir ganz an bei ihm – und damit bei uns. Jesus offenbart sich in jedem von uns, allem voran in mir selbst, in dir und mir. Du und ich, ich und du. Diese Grenze verschwimmt irgendwann. Denn: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus in mir“ – so formulierte es der Apostel Paulus (Gal 2,20)

Wenn das stimmt, dass Christus in mir lebt. Wow, denken Sie mal drüber nach! Was macht das mit Ihnen? Was wünschen Sie sich von diesem Leben in Christus, in dem das Alte vergeht und Neues wird (2. Kor. 5,17).

Großzügig macht glücklich(er)

Je länger ich drüber nachdenke, nehme ich mir folgendes vor: Ich will mich weniger abhängig machen vom Lob anderer, denn am Ende aller Tage ist dieses Urteil anderer möglicherweise völlig egal. Es zählt der Wert den ich in Gottes Augen habe, in seinem Reich was bereits mitten unter uns beginnt dort, wo Menschen nach dem Geist Gottes suchen, ihn finden und gernhaben. Denn aller Besitz – irgendwann macht er einsam, müde und träge. Ganz anderes wenn ich damit großzügig umgehe und gerne Leute einlade von nah und fern.

Das kann hier in der Kirche sein, gerade haben wir Besuch aus Frankreich und wir denken heute besonders auch an unsere Kirchenpartnerschaft die wir mit Gemeinden im Kamerun haben. Wir laden Menschen ein. Und wir wünschen uns das für uns selbst – Orte wo Sie, ihr und ich das spüren, dass wir getragen sind von einer Macht, einer Gemeinschaft die weitaus mächtiger ist als wir das jemals in Euro und Cent ausdrücken können.

Teilen, das neue Besitzen

Teilen ist das neue Besitzen, völlig klar! Die sogenannte Shareconomy zeigt wie es geht. Zum Beispiel das Ausleihen eines Autos, CarSharing macht’s möglich. Wäre übrigens auch eine Idee für Bohrmaschinen, Schleifgeräte und Akkuschrauber – die benutzen wir laut Statistiken nur wenige Stunden bevor sie im Müll landen. Müll? Das kann nicht Gottes Wille sein. Da steht der Kühlschrank im Stadtzentrum, wo Menschen teilen, was sonst in ihrem eigenen Kühlschrank vergammeln würde.

Wir haben etwas bekommen, dass wir selbst nicht verdient haben. Wir wohnen in einem der reichsten Länder dieser Welt. Und wir geben weiter, was wir haben– mitten unter uns. Gemeinschaft ist das einzige Gut, dass niemals weniger wird sondern immer mehr, je öfter wir diese mit anderen teilen. In Worten und guten Gedanken, auch Taten.

Wir fallen hin, wir scheitern und manchmal schämen wir uns auch noch dafür. Trauen wir uns ruhig etwas mehr zu! Gemeinsam sind wir stark. Und wir können mehr bewegen als wir es heute noch für möglich halten. In Jesu Namen…

Amen.

Gehalten am 10. Juli in der Ev. Auferstehungskirche in KN-Litzelstetten

Artikelbild: g-stockstudio/ Shutterstock

Ich bin Jan Otte. Und möchte Menschen Mut machen. Das versuche ich mit Worten und Taten, mit meiner Schreibmaschine und dem Mikrofon, mit diesem Blog und Podcast. Und auf anderen Bühnen des Glaubens...

2 Comments

  1. Lieber Jan, schön – hat Mut und Hoffnung gemacht, Deine Überlegungen, die Schilderung Deiner Visionen vom Reich Gottes, das Erinnern an Grundformen des Zusammenlebens, gemixt mit dem Transfer in die Jetzt-Zeit…. danke 🙂

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