Zuversicht! Was Babys können, müssen wir als Erwachsene erst wieder lernen... (Foto: Irina Wilhauk/ Shutterstock)

Zuversicht: Sonnengrüsse im Seenebel

in Impulse von

„Bleiben Sie zuversichtlich“. Mit diesen Worten verabschiedet sich „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni regelmäßig von seinen Zuschauer*innen. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Mal was anderes als dieses permanente „Bleiben Sie gesund“, finde ich. Und mit dieser Zuversicht möchte ich durch den Herbst kommen…

Zuversicht. Das sagt sich so leicht. Zuversicht! Ja, das meine ich. Zuversicht erfüllt uns und manchmal verlieren wir sie, diese zuversichtliche Haltung, vertrauensvoll, erwartungsvoll, getrost was kommen mag. Wir strahlen sie auf andere Menschen aus. Und sie kann mehr werden, wenn wir sie denn teilen. Zuversicht? Im Duden lese ich von einem festen Vertrauen „auf eine positive Entwicklung in der Zukunft, auf die Erfüllung bestimmter Wünsche und Hoffnungen“.

„Was wünscht du dir?“

Was wünschen Sie sich? Diese Frage höre ich öfters. Und ich stelle sie häufig Menschen, die zu mir kommen in besonderen Lebenssituationen – eine Taufe, eine Trauung oder Beerdigung. Wir kommen ins Gespräch. Und darin werde ich gelegentlich selbst gefragt: „Herr Pfarrer, glauben Sie das denn?“ Ich schlucke dann meist erstmal. Überlege, wie tiefsinnig ich antworten möchte. Ertappe mich dabei herumzudrucksen. Und dann kommt mir doch immer wieder diese eine Bibelstelle in den Sinn, aus dem Hebräer-Brief (Kapitel 11, Vers 1): „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ 

Bleiben Sie zuversichtlich! Was für eine Zusage. Auch dann, wenn ich gerade hier am See mitten in einem Nebelloch feststecke. Die Tage werden kürzer und die Sonne braucht zunehmend länger, um durchzubrechen. Umso wichtiger, diese Zuversicht sichtbar zu machen und uns dem verbliebenen Rest Sonne entgegenzustrecken! Vielleicht praktizieren Sie ja Yoga oder verbinden sich auf andere Art mit dem Göttlichen? 

Am Ende kommt es wie es kommt.

Bleiben wir zuversichtlich! Ich erinnere mich beim nächsten Sonnengruss an Worte Dietrich Bonhoeffers: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“. Der Widerstandskämpfer schrieb diese wundervollen Worte der Zuversicht nicht irgendwem. Er dichtete sie seiner Verlobten. Und schrieb sie in keiner Grunewald-Villa, sondern einem berüchtigten Kellergefängnis der Nazis. 

Das wünsche ich Ihnen und uns allen: Zuversicht, Geborgenheit und einen ganz tiefen Trost. Sprechen wir uns gegenseitig gute Worte zu, in der jetzt kommenden Jahreszeit. Zünden wir wieder Kerzen an, stellen sie weithin sichtbar ins Fenster und strahlen so Zuversicht aus. Und lasst uns bis zum großen Lichterfest diesen Herbst umso zuversichtlicher leben. Im Bewusstsein um all seine Nebeltage – und ganz viele Sonnengrüsse, auch die überraschenden und unvorhergesehen. Bleiben Sie zuversichtlich!

Geistlicher Impuls, veröffentlicht im SÜDKURIER, Regionalausgabe für Konstanz (16.10.2021)

Artikelbild: Irina Wilhauk/ Shutterstock

Ich bin Jan Otte. Und möchte Menschen Mut machen. Das versuche ich mit Worten und Taten, mit meiner Schreibmaschine und dem Mikrofon, mit diesem Blog und Podcast. Und auf anderen Bühnen des Glaubens...