„Die Königin ist tot, lang lebe der König“. Was waren das für starke Bilder aus London. Zehntägige Staatstrauer, Sondersendungen – vom Anfang bis zum Ende, Aussegnung bis Beisetzung. Und die halbe Welt schaute dabei zu. Zu einem Thema, was wir doch so gerne verdrängen und nicht so gerne in aller Öffentlichkeit drüber sprechen…
In den Medien, so auch hier, beschrieben als Jahrhundertereignis. Und fast so alt wie ein Jahrhundert ist sie ja auch geworden, die am Montag kirchlich bestattete Königin, Elisabeth II.
Es gibt so Momente im Leben, Wegpunkte und Kreuzungen, wo wir spüren was wir (eigentlich) vermissen. In der Gegenwart, irgendwo zwischen tausenden Bildern der Vergangenheit und dem, was wir in Zukunft erwarten, uns erhoffen oder aber auch befürchten. Das erlebe ich in Sterbebegleitung, Gesprächen im Vorfeld einer Beerdigung und anderen Prozessen immer wieder.
„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“
Vorbilder gehen uns voraus, sie helfen uns dabei, auf diesem Lebensweg als Leuchtfiguren. Wenn sie sterben, ist das erst Mal eine Zäsur. Bis wir erkennen, dass auch wir selbst genau das sein können, für andere: ein Vorbild, indem Sie heute vorangehen. Nur Mut! Das waren die letzten Worte, vorm Hinablassen in die Gruft von Windsor, welche sich die tiefgläubige Elisabeth, ihrem Protokoll folgend, gewünscht hat: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ Worte des Apostels Paulus aus dem 1. Korintherbrief, 15. Kapitel.
Wegpunkte und Kreuzungen
Im Gespräch mit Hinterbliebenen stelle ich immer wieder folgendes fest. Je intensiver wir nachdenken über dieses doch unbequeme Thema: Sterben, Abschiede und Trauer; desto mehr denken wir nach über das volle Leben, mit all seinen schönen Momenten, die es ja auch noch gibt. Nehmen wir uns doch diese Art von „Mindset“ vor. Wenn alles im Fluss ist, neudeutsch agil, und wir manchmal denken, uns schwimmen die Felle davon. Lassen wir uns beim Vorwärtskommen helfen, von Vorbildern. Menschen, die weitersehen können, auch über den Tod hinaus.
Wohin also mit meinen Sorgen und Ängsten? Nun denn. Die Antwort darauf finde ich nicht in den neuesten Nachrichten aus London, Kiew oder Konstanz. Ich schaue immer wieder in dieses dicke Buch, die Bibel – täglich. Worte der Heiligen Schrift, von unendlicher Schönheit, unvergänglich, im Leben wie im Sterben. So heißt es im 41. Kapitel des Propheten Jesaja: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich“. Führen und führen lassen, aufrichtig, neu zentriert. Was für den kommenden König und eine gegangene Königin gilt, das gilt auch mir und Ihnen, auf dem Weg durch den Abschied hindurch, zu einem Neuanfang, einer neuen Wirklichkeit, vollem Leben. Wir müssen es nur wollen. Wollen Sie das, will ich das? „Ja, mit Gottes Hilfe!“
Geistlicher Impuls, veröffentlicht im SÜDKURIER, Regionalausgabe für Konstanz (24.9.2022)
Artikelbild: David Tato/ Unsplash