Gott herrscht alles in allem. Was bedeutet das? (Foto: Anh Henry Nguyen/ Unsplash)

Purpose: Alles in allem 

in Impulse von

Aschermittwoch. Ausgerechnet am „Schmotzigen“, dem allerhöchsten Feiertag hier in der Fastnachtsregion, kam der Krieg zurück nach Europa. Schmutzig rückte er ungefiltert in unser Bewusstsein, ganz nah…

Am vergangen Wochenende zeigten tausende Menschen rundum dem Münsterplatz ihr Mitgefühl. Berichte ukrainischer Studierenden bewegen. Menschen liegen sich (wieder) in den Armen, Solidarität schwingt mit, hinterlässt Spuren. Wir können uns ihr, Gott sei Dank, nicht einziehen! Politiker*innen beschwören eine neue Weltordnung. 

Da ist es echt nicht einfach, hier möglichst passende Worte zu finden! Ich versuche es einfach mal. Seit ein paar Tagen ist Passionszeit für Christ*innen. Sieben Wochen ohne Stillstand, so lautet das Motto der Evangelischen Kirche dieses Jahr. Üben, üben, üben! Ich gehe denSinnfragen des Lebens nach, suche „Purpose“ im Leben inmitten aller Vergänglichkeit.

Da entdecke ich in der Bibel, im Wort Gottes, ein Zitat aus einem der ersten Briefe des Apostels Paulus, dem Botschafter des Reich Gottes. Mitte des ersten Jahrhunderts hat er es aufgeschrieben, für die Gemeinde in Korinth. Und ich finde, wir können auch inmitten des 21. Jahrhunderts noch davon lernen, als Vereinte Nationen.

„Gott herrscht über alles und in allem“

Ich zitiere aus Kapitel 15, Vers 28: „Gott herrscht über alles und in allem.“ Was für eine Vorstellung, alles in allem, „overall“! Fast schon wahnwitzig, prophetisch, majestätisch und mystisch zugleich, verklärend ebenso wie verstörend und irgendwie auch verquer. Wo ist Gott, wenn ER herrscht und nicht irgendjemand anders? Gerade jetzt, wo Autokraten, Despoten und Kriegsherrn wie Wladimir Putin die Macht, zumindest oberflächlich betrachtet, in ihren Händen halten.Und ich frage mich: WWJD – What would Jesus do? 

Mächtigen Oligarchen, das Fußvolk – und Gott?

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, diese quirlige, multireligiöse Hafenstadt im heutigen Griechenland, gar nicht so weit weg vom Schwarzen Meer. Reiche und selbstgefällige Menschen waren dort. Und solche die wenig bis gar nichts hatten, nicht mal einen Bissen Brot. Hier die mächtigen Oligarchen, dort das Fußvolk, was nur begrenzt Zugang zu Informationen hat. Dazwischen Paulus, der schreibt, dass Gott herrsche, über alles und in allem! Was für eine Übung ist das, ein Manöver im WWW – WorldWideWeb? 

Ob im Bunker, im Büro oder irgendwo dazwischen. Ich glaube daran, dass es tatsächlich einen deutlich tieferen Sinn im Leben gibt – Purpose. Und diesen „Purpose“ finde ich alles in allem, unabhängig von dem was ich leiste, oder leisten will oder meine leisten zu müssen um in unserer Leistungsgesellschaft zu genügen. 

Inmitten all‘ der Sondersendungen mit schlimmen Bildern, die mich diese Tage im Live-Modus runterziehen. Inmitten meines Newsfeeds, erkennt kein Ende. Inmitten aller Scroll-Downs, überall dort wo die Ladegeschwindigkeit von Regimen nicht gedrosselt wird. Connected und „always on“ bin ich Christ, will auch nach oben schauen, meinen Beitrag leisten. Hier in Konstanz wie dort in Kiew, Charkiw oder Korinth. 

Paulus war Sinnfluencer. Und schreibt in seinen Briefen etwas, das ich mir wieder auf meine Fahne schreiben will, gelb-blau und andersfarbigauf die Pappe für die nächste Friedensdemo. Paulus beruft sich auf Jesus Christus, der ihm gesagt haben soll: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (1. Kor. 12,9). Alles in allem!Ohne Stillstand. Dieser Bewegung schließe ich mich an.

Artikelbild: Anh Henry Nguyen/ Unsplash

Ich bin Jan Otte. Und möchte Menschen Mut machen. Das versuche ich mit Worten und Taten, mit meiner Schreibmaschine und dem Mikrofon, mit diesem Blog und Podcast. Und auf anderen Bühnen des Glaubens...