Raus ins Grüne! Und dankbar für eigen angebautes Gemüse... (Foto: Konstantin2017/ Shutterstock)

Erntedank

in Impulse von

Zwischen Tomatenstauden, Kartoffelbeet und Herbstanemonen, am Rande Petershausens, höre ich folgenden Satz: „Dieser Garten ist mein Leben“. Über 40 Jahre hat er ihn schon gehegt und gepflegt. Solche Oasen brauchen wir mehr, unabhängig davon, wie das morgige Wahlergebnis ausfällt und die nächste Planungsrunde zum neuen Stadtteil. Initiativen wie „Stadtwandel“ und Urban Gardening-Projekte zeigen etwas von dieser Rückbesinnung auf das Ursprüngliche…


Ich bin begeisterter Hobbygärtner. Das gilt bisweilen als typisch deutsch und spießig. Dabei begeistern sich immer mehr Konstanzer Familien für die eigene grüne Insel in der Stadt. Mehrere Dutzend sind auf der Warteliste. Ob im Tägermoos, am Seerhein oder am Fuße vom Fürstenberg.

Dieses Gefühl, die eigenen Zucchini oder Kürbisse zu ernten, das ist schon etwas. Und mit den Jahreszeiten zu gehen, Wind und Wetter. Letztes Jahr zu wenig Regen, dieses Jahr zu viel davon und eine Invasion der Schnecken, selbst ins hochgelegte Beet.


Da bin ich froh, am Ende des Mythos der Sintflut folgendes in der Bibel zu lesen:

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“  

1. Mose 8,22

Eigenes Obst und Gemüse anzubauen, das verändert mich und meinen Konsum. Ich beginne zu lernen, in Kreisläufen. Das eigene Wühlen im Dreck lenkt meinen Blick auf das Wesentliche. Ich erde mich, verbinde mich mit den Elementen. Die einen nennen es Mutter Erde, ich lobe Gottes Schöpfung. Und ich darf darin mitwirken, im Rhythmus von Witterung und Fruchtfolgen.

Es muss ja nicht gleich ein 400m2 großer Schrebergarten sein. Auch die eigene Fensterbank klappt prima. Was würden Sie dort gerne ernten? Sprich, was würden Sie säen. Mit einer Handvoll Samen…

An Gottes Segen ist alles gelegen

Ob es auch wirklich anwächst und gedeiht? An Gottes Segen ist alles gelegen. Den brauchen auch die Landwirte. Diese Tage feiern wir wieder Erntedank, draußen in der Natur und drinnen bei uns in der Kirche. Wir läuten die Glocken zum „Vaterunser“ weit hin hörbar aufs Feld.

„unser täglich Brot gib uns heute“

Und erinnern uns bei der Bitte, „unser täglich Brot gib uns heute“ daran, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Tag genug Essen auf dem Tisch zu haben, Laib und Seele. Mein Apfelkuchen für den Nachtisch duftet bereits im Ofen. Ob selbst geerntet oder gekauft. Für wen oder was sind Sie heute dankbar?

Während Sie darüber vielleicht noch eine Weile nachdenken, bete ich, innerlich; dieses uralte Lied, was ich schon als Kind zu Tisch gesungen habe. Ich bin mir sicher, es wird sie auf die ein oder andere Art verändern. Werden wir uns darüber bewusst, woher wir kommen und wohin wir gehen, mit dieser Erkenntnis: „Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt o Gott von dir, wir danken dir dafür“. Drum Erntedank!

Geistlicher Impuls, veröffentlicht im SÜDKURIER, Regionalausgabe für Konstanz (25.9.2021)

Artikelbild: Konstantin2017/ Shutterstock

Ich bin Jan Otte. Und möchte Menschen Mut machen. Das versuche ich mit Worten und Taten, mit meiner Schreibmaschine und dem Mikrofon, mit diesem Blog und Podcast. Und auf anderen Bühnen des Glaubens...