Wochensprüche sind eine gute Tradition in unserer evangelischen Landeskirche. Sie bringen Altbekanntes in den Blick, immer wieder neu sollen sie uns durch die neue Woche begleiten. Ein Vers für jede Woche durchs Jahr. So lese ich dieses Wochenende im Evangelium nach Matthäus diesen Vers: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das hat ihr mir getan“…
Starke Worte, die uns von Jesus Christus überliefert sind. Und das im Zusammenhang mit all‘ den Nachrichten aus aller Welt, aus Afghanistan und Afrika ebenso wie aus den Flutgebieten in unserem Land. Und ich lese weiter im 25. Kapitel: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“
Hungrig, durstig, fremd, nackt, krank, gefangen. Wem es so geht, der ist in unserer Gesellschaft ganz unten angekommen. Geht es hier doch um elementare Bedürfnisse des täglichen Lebens: Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Aber es geht um noch viel mehr, unsere sozialen Bedürfnisse. Wie oft habe ich mich schon danach gesehnt: nach mehr Anerkennung, Lob, Wertschätzung, einer positiven Resonanz. In meinen Beziehungen, im Beruf, in der Familie. Niemand von uns will „gering“ sein, klein und unbedeutend. Jesus seine Rede vom Weltgericht. Für mich wirkt sie wie die Hoffnung auf eine Welt, die noch kommt.
Himmel auf Erden?
Der Himmel auf Erden. Ein Ort, wo jeder genug zum Leben hat. Wo es endlich gerecht zugeht! Und um das zu erreichen, müssen wir in dieser Welt offenbar etwas haben, in der Hand haben, besitzen. Dazu zählen materielle Güter wie ein Dach über dem Kopf. Von dem wir abgeben können, selbst in Konstanz, wo Wohnraum unbezahlbar wird. Ich träume von Wohngemeinschaften und Mehrgenerationenhäusern, die sich vor allem durch ihre Vielfalt auszeichnen. Menschen, die ihre Arme ausstrecken für Außenseiter, Geflüchtete und Nei´geschmeckte.
Ich denke nach beim Lesen dieses biblischen Textes, über mein Tun aber auch mein Lassen. Ich würde ja gerne so vieles, wenn… Hand aufs Herz. Stellen wir uns auch den unbequemen Fragen des Lebens. Schauen wir mal zurück. Und dann nach vorn. Was habe ich gemacht, was habe ich nicht gemacht? Wo habe ich anderen geholfen, wo Hilfe unterlassen und weggeschaut? Aus eigener Kraft schaffe ich das nicht, mich in dieser Welt für eine gerechtere Weltordnung einzusetzen. Mit Gottes Hilfe will ich es wagen! Diesen Himmel auf Erden. Fangen wir am besten direkt damit an, heute noch. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Auftakt in die neue Woche. Bleiben Sie zuversichtlich!
Geistlicher Impuls, veröffentlicht im SÜDKURIER, Regionalausgabe für Konstanz (28.8.2021)
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