Vertrauen auf die eigenen Stärken, das Team - und den (Fußball)gott? (Foto: Ollyy/ Shutterstock)

Glauben: Mit Kopf, Bauch und Herz

in Predigten von

Wer’s glaubt, wird selig. Nicht wahr? Glauben tun viele – dafür braucht es erstmal kein langes Nachdenken. Das Bauchgefühl, diese Ahnung reicht manchmal schon: Intuition. Über das, was unseren Glauben im Kern ausmacht…

Wir glauben vieles, viele glauben. So denkt sich der Bauherr: der Architekt wird schon eine gute Ausbildung haben, das Haus nicht einstürzen, die Berechnung des Statikers stimmen. Natürlich auch die des Bankers für den Kredit und das ganze Kleingedruckte in den Verträgen. Lesung von Lk 6,47-49, dem Haus auf Sand und dem auf Fels.

Soweit das Bild. Was sagt es uns? Auf wen oder was vertrauen wir? Was gibt Halt, mitten im Leben, wenn die Sonne scheint aber auch dann wenn’s nicht mehr aufhört zu regnen. Sie haben begründete Zweifel? Nun denn: Glauben ist ein Geschenk, Glauben kann ich nicht aus mir selbst heraus produzieren, kann ich nicht „machen“. Ich brauche andere.

Tun was man sagt, sagen was man tut. Nicht nur über irgendetwas reden, sondern auch handeln – nach den eigenen Worten und Gottes Wort. Was da hilft, helfen könnte? Ich denke, es ist der Glauben. Glauben an mich selbst, an andere und auch an Gott – das wünsche ich mir, davon will ich mehr haben.

Unterschiedliche Begriffe, ein Glauben

Glauben bedeutet mir viel und ich bin mir sicher: es gibt ganz unterschiedliche Zugänge zu Gott, seinem Wesen und seinem Wort in der Bibel. In diesem Buch finde ich zwei unterschiedliche Bedeutungen von Glauben.

Zunächst im Alten Testament. Hier wird hauptsächlich ein Wort für Glauben verwendet. Wir sprechen es besonders häufig in Gottesdiensten: Amen! Das ist Hebräisch. Und eigentlich bedeutet dieses hebräische Wort so viel wie „einen Pflock einschlagen“, einen Zeltpflock. In der Zeit des Alten Testaments gab es viele Nomaden. Sie hatten keine festen Häuser und mussten dennoch mit ihren Zelten in der Wüste irgendwo, irgendwie (über)leben – Wind und Wetter ausgesetzt, darunter mancher Sandsturm. Glauben hat also etwas mit Festigkeit zu tun, einem festen Fundament, unerschütterlich. Einer festen Burg, nicht aus Sand sondern solidem Fels. So wünsche ich mir das!

Glauben, eine feste Zuversicht

Glauben ist, so steht es im Hebräer-Brief (11,1), eine feste Zuversicht auf das, was wir hoffen, und ein Nichtzweifeln an dem, was wir (noch) nicht sehen. Ich glaube an Jesus Christus und ich bin gewiss, dass er alles, wirklich alles zu einem guten Ende führen wird. Ich kann’s Ihnen nicht beweisen, aber ich vertraue darauf. So gehe ich durchs Leben und schlage meine Zeltpflöcke ein, mache sie fest.

Noch ein Blick ins Neue Testament. Welche Bedeutung hat der Begriff „Glaube“ hier? Im Griechischen bedeutet Glaube wörtlich Vertrauen. So wie wir auf eigene Stärken bauen, vertrauen wir auch anderen Menschen, wir zählen auf sie, glauben an ihre Fähigkeiten, ihre Absichten.

Liebe hoch drei: Ich, Andere, Gott

Niemand lebt völlig allein, wir leben in Beziehungen und lieben: uns selbst, unseren Nächsten, Gott. Dabei geht es um Treue und manche Regeln, allen voran das Liebesgebot. Es geht nicht nur darum, uns selbst und andere zu lieben, sondern auch Gott – mit allem, was wir sind und haben, unseren Stärken ebenso wie unseren Schwächen, unseren Defiziten wie Potentialen.

Vertrauen – in die eigenen Baupläne, den Lebensplan. Vertrauen – in die Kraft und Stärke anderer. So schön das ist, manchmal fehlt uns dazu die Festigkeit, das Stehvermögen. Wir haben eben nicht alles im Griff. Gut, wenn wir wissen wo wir uns festhalten können. Beim Einschlagen der Pflöcke in den Boden an Land ebenso wie auf hoher See, auf dem Wasser.

So ging es den Jüngern von Jesus: sie gingen segeln, auf dem See Genezareth. Ähnlich wie am Bodensee scheint dort oft die Sonne, die Wellen sind leicht, die Wogen sanft. Wenn aber der Föhn kommt, die Fallwinde aus den Bergen, dann ändert sich auf ein Mal alles. Hören wir hin… Erzählung nach Lk 8,22-25

Mehr als eine Mutprobe

Am Anfang waren sie noch mutig. „Na klar, wir stechen in See! Kein Problem.“ Und dann kam alles anders als gedacht. Die Wellen schlugen hoch, das Boot kippelte, sie hatten Angst.

Das ist ja ganz normal, bei Unwetter Sorge zu haben. Ebenso selbstverständlich ist es, vor einer Bootstour zu checken, ob genug Rettungswesten an Bord sind, die Bilgepumpe funktioniert und das Bordfunkgerät Empfang hat, um notfalls ein Rettungssignal abzusetzen. Man weiß ja nie so genau, was alles passieren kann…

Diese Geschichte von Jesus und seinen Jüngern, sie sagt uns noch mehr. Wer tobt hier eigentlich? Die Jünger oder die Wellen oder beide? Manchmal tobt es in uns, innerlich. Haben wir Sorgen im Alltag, Ängste vor Verlusten, vor dem Abstieg, vielleicht sogar dem Untergang. Das eigene Boot gerät ins Wanken, ausgerechnet auf dem Kurs, für den ich mich anfangs entschieden habe. Nun, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr zieht’s mich runter, der Strudel meiner Gedanken, ohne Ziel und Sinn.

Vertrauen und Handeln

Gut, wenn ich jemanden habe, auf den ich mich verlassen kann, der mich da rausholt – in allen Lebenslagen. Gott will dieser „jemand“ für uns sein. Vertrauen wir uns ihm an! Bereiten wir ihm einen guten Empfang, so wie damals Jesus in Jerusalem empfangen wurde. Hoffen wir auf ihn. Und vor allem: Tun wir’s auch mal – einfach so! Die Pflöcke des Vertrauens einschlagen.

Solches Vertrauen wünsche ich Ihnen, und auch mir selbst. Dass es schon gut werden wird, irgendwie aber dennoch gewiss. Draußen mag es regnen, stürmen oder schneien – trotzdem strahlt der Sonnenschein, tief in mir drin, aus mir heraus.

Meine Zuversicht, mein Gott auf den ich hoffe. Dir Gott will ich vertrauen, heute, morgen und an jedem neuen Tag.
Amen.

Gehalten am 20.3.2016 in der Ev. Auferstehungskirche in KN-Litzelstetten.

Artikelbild: Ollyy/ Shutterstock

Ich bin Jan Otte. Und möchte Menschen Mut machen. Das versuche ich mit Worten und Taten, mit meiner Schreibmaschine und dem Mikrofon, mit diesem Blog und Podcast. Und auf anderen Bühnen des Glaubens...

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